Die anhaltende Energiekrise und der zunehmende Wunsch der Bevölkerung, aktiv an der Energiewende teilzunehmen, führt vermehrt zu einer Dezentralisierung der Energielandschaft. Mit dem Aufkommen von Prosument:innen, privaten Haushalten, die ihre Energie selbst erzeugen und verbrauchen, entstanden außerdem Erneuerbare Energiegemeinschaften (EEGs). Darin schließen sich Privatpersonen und lokale Unternehmen zusammen, um gemeinsam erneuerbare Energie vor Ort zu produzieren, untereinander zu teilen und zu verbrauchen. EEGs fördern nicht nur den Zusammenhalt innerhalb lokaler Gemeinschaften, sondern erhöhen außerdem die Energieunabhängigkeit der Teilnehmenden. Darüber hinaus sieht der rechtliche Rahmen vieler Länder finanzielle Anreize, wie die Einführung reduzierter Netzentgelte, vor. Diese tragen zu niedrigeren Stromrechnungen der Mitglieder von Energiegemeinschaften bei. Doch nicht nur teilnehmende Personen profitieren von EEGs, denn sie sind außerdem ein entscheidendes Element für das Vorantreiben der nationalen Energiewende. Die Europäische Union sowie nationale Regulierungsbehörden sind aktiv um deren Förderung bemüht, um die Bevölkerung und Unternehmen in ein nachhaltiges, dezentrales Energiesystem der Zukunft einzubeziehen.
Energie gemeinschaftlich teilen - von der vertikalen zur horizontalen Ebene
In Europa hat das Konzept des nachbarschaftlichen Stromhandels durch etablierte Modelle wie Mieterstrom (in Deutschland), Gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen (GEA; in Österreich) oder den Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV; in der Schweiz) an Zugkraft gewonnen. Diese Konstrukte ermöglichen die gemeinsame Nutzung von Energie auf vertikaler Ebene, also innerhalb eines einzelnen Gebäudes oder weniger Gebäude, die über ein privates Netz verbunden sind. Die Einbeziehung und Nutzung des öffentlichen Stromnetzes ermöglicht Zusammenschlüsse über Grundstücksgrenzen hinweg und schafft eine Basis für die gemeinschaftliche Nutzung von Energie auf horizontaler Ebene, beispielsweise in ganzen Nachbarschaften. Dieser visionäre Ansatz macht zusätzliche private Netze obsolet und fördert eine größere Effizienz und Zusammenarbeit bei der Nutzung erneuerbarer Energiequellen in der unmittelbaren Nachbarschaft. Das Ergebnis? Eine deutlich verbesserte CO2-Bilanz der Gemeinde, eine spürbare Senkung der Energierechnungen der Teilnehmenden, mehr Energieunabhängigkeit sowie gestärkter Zusammenhalt und Gemeinschaftsbildung und vieles mehr.
Das Aufkommen von Energiegemeinschaften wurde von der EU und nationalen Regulierungsbehörden tatkräftig unterstützt, wie beispielsweise durch die Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II) und die Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie (EMD). Diese rechtllichen Rahmenbedingungen legen den Grundstein für die Gründung und den laufenden Betrieb von Energiegemeinschaften und erleichtern die nahtlose Integration in bestehende Energiesysteme. Nun sind die einzelnen EU-Mitgliedstaaten am Zug und stehen vor der Aufgabe die EU-Richtlinien in ihre nationalen Gesetzgebungen aufzunehmen. Dank der aktiven Förderung der EU kristallisiert sich eine klare Richtung heraus: Energiegemeinschaften werden noch stärker an Bedeutung gewinnen und eine wichtige Rolle in der europäischen Energiewende spielen.
"Energiegemeinschaften sind das perfekte Beispiel für die Kraft der Synergie und Zusammenarbeit im gemeinsamen Streben nach einer nachhaltigen Energiezukunft. Indem wir den Sinn für gemeinsame Verantwortung und kollektives Handeln fördern, erschließen wir Vorteile für alle Beteiligten."
Liliane Ableitner
Co-founder & CEO von Exnaton
Wie funktionieren Energiegemeinschaften?
Energiegemeinschaften ermöglichen eine aktive Teilnahme der Bevölkerung an der Energiewende und lässt sie folgendermaßen davon profitieren:
Privates Eigentum von erneuerbaren Energieanlagen
Mitglieder installieren erneuerbare Energieanlagen, welche den Eigenverbrauch mit selbst erzeugter Energie decken. Die überschüssige Energie wird gepoolt und an andere Mitglieder der Gemeinschaft verkauft.
Verbrauch von lokal erzeugter Energie auf der Grundlage des nachbarschaftlichen Energiehandels
Überschüssige Energie eines Mitglieds kann den Bedarf eines anderen decken. Durch die Verlagerung des Verbrauchs auf Zeiten mit hoher Produktion wird eine effiziente Nutzung und Verteilung erneuerbarer Energie innerhalb der Gemeinschaft ermöglicht.
Gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen - Eine Anlage versorgt alle Mitglieder
Durch die Bündelung finanzieller Ressourcen wird kollektiv eine Stromerzeugungsanlage erworben, die die Energie lokal an alle Anteilseigner je nach Investitionsanteils verteilt.
Österreich als Vorreiter in Sachen Energiegemeinschaften
Im europäischen Ländervergleich liegt Österreich im Spitzenfeld in der Konzipierung und Umsetzung von Energiegemeinschaften und dient als Paradebeispiel für andere Länder. Ausschlaggebend dafür sind drei wesentliche Aspekte:
1. Schnelles Tempo in der Gesetzgebung:
Bereits im Juli 2021 hat Österreich das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) verabschiedet, das sowohl die europäische Richtlinie zu erneuerbaren Energiegemeinschaften (RED II) als auch die Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie (EMD) aufgreift, und dadurch Teil der nationalen Gesetzgebung gemacht. Dadurch wird der Ausbau erneuerbarer Energien und von Energiegemeinschaften maßgeblich vorangetrieben.
2. Effiziente Energiedatenquellen:
Um Transaktionen zwischen den verschiedenen Mitgliedern der Energiegemeinschaft berechnen zu können, ist der Zugang zu genauen Energiedaten erforderlich. Verteilnetzbetreiber (VNB) in Österreich sind dazu verpflichtet, allen Personen, die einer Energiegemeinschaft beitreten möchten, Smart Meters innerhalb von zwei Monaten zu installieren. Diese erheben Daten des Energieverbrauchs und der -produktion, die dann über die nationale Plattform für den energiewirtschaftlichen Datenaustausch (EDA) an die Community-Manager übermittelt werden. Verbrauchs- und Produktionsdaten werden in 15-Minuten-Intervallen bereitgestellt, wodurch die Transparenz erhöht und eine effiziente Verwaltung und Abrechnung der Transaktionen innerhalb der Energiegemeinschaften ermöglicht wird.
Finanzielle Vorteile für Mitglieder
- Entfall von Gebühren: "Elektrizitätsabgabe" und "Ökostromförderbeitrag"
- Reduzierte Netzentgelte: bis zu 64%
- Ersparnisse für Konsumierende: niedrigere Preise für Bezug von der Energiegemeinschaft (ca. 100€ pro Standardhaushalt pro Jahr, 4-stellige Ersparnis für Unternehmen pro Jahr)
- Höhere Einnahmen für Erzeugende: beim Verkauf an die Energiegemeinschaft im Vergleich zur Einspeisung ins Netz
3. Inhaltliche Unterstützung durch den Staat:
Um den Ausbau noch stärker voranzutreiben, wurde dieÖsterreichische Koordinationsstelle für Energiegemeinschaftengeschaffen, eine staatliche Einrichtung, die bei der Gründung von Energiegemeinschaften unterstützt. Durch die Bereitstellung wertvoller Ressourcen, Beratung und strategischer Unterstützung, stellt diese Initiative sicher, dass Energiegemeinschaften in Österreich nicht nur eine Vision oder ein Pilotprojekt sind, sondern zu einer florierenden Wirklichkeit werden. Die Koordinationsstelle fungiert als Katalysator und trägt zum Wachstum von Energiegemeinschaften in ganz Österreich bei.
Seit Inkrafttreten des EAGs wurden in Österreich mehr als 800 Energiegemeinschaften gegründet, viele davon nutzen bereits PowerQuartier von Exnaton. Lesen Sie hier mehr über unsere erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Kärntner Energieversorger Kelag oder schauen Sie sich hier das größte Solarparkprojekt an, das über unsere Abrechnungsplattform in Zusammenarbeit mit Burgenland Energie verwaltet wird.
Grüezi, lokale Elektrizitätsgemeinschaften!
Durch die Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II) hat die EU bereits 2018 klare Vorgaben für den nachbarschaftlichen Stromhandel gemacht. Auch die Schweiz ist bemüht den Ausbau von lokalen Elektrizitätsgemeinschaften, dem Schweizer Äquivalent der Energiegemeinschaft, weiter voranzutreiben. Bislang waren hierzulande lediglich ZEVs und EVGs (Eigenverbrauchsgemeinschaften) möglich, welche die gemeinschaftliche Nutzung von Energie auf einzelne Gebäude oder, im besten Fall, auf verbundene Wohnsiedlungen beschränkt. Diese fanden jedoch von vielen Schweizer Energieversorgungsunternehmen bisher wenig Beachtung, sondern rief eher Energiedienstleister auf den Plan, welche ihren Kunden eigene Messinfrastruktur installieren, um diese als zusätzlichen Service anbieten zu können.
Ein erwähnenswertes Projekt ist die erste Energiegemeinschaft in der Schweiz namens Quartierstrom. Als Ursprung von Exnaton, entstand das Forschungsprojekt unter der Leitung der ETH Zürich und mit Unterstützung des Wasser- und Elektrizitätswerks Walenstadt. Seit dem erfolgreichen Abschluss des Projekts hat sich aus rechtlicher Sicht lange Zeit wenig getan. Dies änderte sich im Herbst 2023: Mit dem Beschluss des “Bundesgesetz für eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien”, auch Energie-Manteleralss genannt, schuf das Schweizer Parlament Ende September einen konkreten Rechtsrahmen. Erstmals darin enthalten sind konkrete Bestimmungen rund um lokale Elektrizitätsgemeinschaften, welche die Weichen für den nachbarschaftlichen Stromhandel ab Jahresbeginn 2025 stellen.
Eckpunkte für Elektrizitätsgemeinschaften
in der Schweiz
- Teilnehmende: Haushalte und Unternehmen erzeugen, teilen und verbrauchen Energie innerhalb der Gemeinschaft.
- Umfang: Gemeinschaften müssen innerhalb einer Gemeinde und auf dem Gebiet eines VNB liegen.
- Anreizsystem: Abhängig von der Anzahl involvierter Netzebenen bis zu 60% Reduktion der Netzentgelte.
- Erforderliche Infrastruktur: Jedes Mitglied benötigt einen intelligenten Zähler, der vom Verteilnetzbetreiber installiert wird.
- Inkrafttreten: Jahresbeginn 2025.
Welche Vorteile bringen EEGs den traditionellen Akteuren der Energiewirtschaft?
Die Debatte rund um Energiegemeinschaften als relativ neues Konzept der dezentralen Energieerzeugung und des -verbrauchs, legte bislang einen starken Fokus auf die Endverbrauchende und deren Vorteile. Traditionelle Akteure der Energiewirtschaft, wie Versorgungsunternehmen oder Netzbetreiber, stehen jedoch vor großen Herausforderungen bei der effektiven Verwaltung und genauen Abrechnung von EEGs. Außerdem beziehen Kund:innen als Folge des Anstiegs von Privatanlagen zur Produktion von erneuerbaren Energien weniger Energie von Energieversorgungsunternehmen, weshalb sie sich veranlasst sehen, ihre bisherigen Geschäftsmodelle umzudenken und anzupassen. Eine positive Entwicklung hingegen ist die Erschließung neuer Kundensegmente. Energieversorgungsunternehmen können vermehrt die Rolle eines Energiedienstleisters einnehmen, ihr Leistungsportfolio erweitern und aktiven Prosument:innen neue Produkte rund um erneuerbare Energien anbieten. Zusätzlich dazu birgt die Einführung von Energiegemeinschaften als neue Dienstleistung weitere Vorteile für traditionelle Akteure:
- Neue Einnahmequellen: Zusätzliche Energiemanagement-Dienstleistungen und innovativen Geschäftsmodellen anbieten
- Innovation per Gesetz: Proaktiver Umgang mit den rechtlichen Rahmenbedingungen, um die Markführerschaft im Versorgungsgebiete beizubehalten und zu stärken
- Verbesserte Netzstabilität und -effizienz: Optimierung des Netzbetriebs, Minimierung des Ferntransports und Verbesserung der Netzstabilität
- Optimierte Nachfragesteuerung: Einblicke in die installierten Anlagen gewinnen und deren Daten für genaue Bedarfsprognosen für eine effiziente Ressourcenzuweisung, einen Lastausgleich und eine verbesserte Betriebsleistung nutzen
Exnaton macht die Verwaltung von Energiegemeinschaften so einfach wie noch nie
Unsere innovative Abrechnungssoftware ermöglicht Energieversorgungsunternehmen eine einfache Verwaltung, Visualisierung und Bereitstellung von Dienstleistungen für Energiegemeinschaften und andere Eigenverbrauchsmodellen. Unsere White-Label-SaaS-Plattform wird von mehr als einem Dutzend Energieversorgungsunternehmen in vier Ländern eingesetzt und kann auf Kundenbedürfnisse angepasst werden, um sämtliche nationalen Tarifierungsvorschriften zu erfüllen. Energie kann sowohl statisch als auch dynamisch verteilt und auf Basis der SPOT-Marktpreise der EPEX SPOT abgerechnet werden. Durch die nahtlose Integration in SAP IS-U und andere ERP- und CRM-Systeme können Sie innerhalb weniger Wochen Produkte rund um erneuerbare Energien einführen und Dienstleistungen für Energiegemeinschaften anbieten.
Exnaton ist nicht nur ein mehrfach ausgezeichnetes Spin-off-Unternehmen der ETH Zürich, einer der renommiertesten Technologie-Hochschulen Europas, sondern wird außerdem von erstklassigen Venture Capital Firmen wie True Ventures, Global Founders Capital und übermorgen Ventures unterstützt. Unsere kompetenten Energie-Expert:innen entwickeln spezifische Lösungen angepasst an Ihre Bedürfnisse und die Ihrer Kunden. Nehmen Sie noch heute Kontakt mit uns auf und wagen Sie den Schritt in die Zukunft der dezentralen Energieversorgung.